19 September 2006

Aus aktuellem Anlass (19/09/2006)

Heute um 17 Uhr British Standard Time schickte mir Nong Win eine Eilnachricht per Messenger (so Leute, das ist der klare Vorteil von instant Messenging!!!), dass Panzer durch Bangkok rollen... Noch völlig perplex suchte ich nach Quellen auf der BBC Seite, fand aber nichts.
Auf dem Nachhauseweg hörte ich auf BBC4 die Eilmeldungen und Interviews. Soldaten vor dem Regierungspalast, alle Sender auf Austrahlungsstopp, Ausgehverbot. Alles böse Erinnerungen. Aber auch eine gewisse Ungewissheit. Wer putscht gegen wen? Nach einer Runde BBC und CNN sieht es so aus dass der Coup d'Etat gegen Thaksin gerichtet war. Nuch freut sich darüber, dass Thaksin nun endlich vertrieben wurde. Nicht dass ich ihn unterstütze, aber mir passt es gar nicht, dass das Militär wieder mal den Ordnungsbringer spielen muss. Zum einen wirft das Thailands Demokratie wieder zurück in die neunziger Jahre, zum anderen macht es keinen guten Eindruck auf die Nachbarländer. Die Junta in Burma wird sich sicherlich zurücklehnen mit Genugtuung und sich denken: 'Seht Ihr, nur das Militär ist der Friedensgarant'. Und auch Peking wird sich angesichts des politischen Chaos in Thailand sich in der Führungsrolle bestätigt sehen. Die Vertreibung Thaksins ist eine Erlösung, doch die Dauerfolgen sind noch nicht abzusehen.

Alles sehr beunruhigend.

13 September 2006

Ein Lob auf die deutsche Sprache

Von meinem kleinen Bruder Dean habe ich wieder eine deutsche Lektüre in die Hände bekommen. Neon nennt sich dieser Stern-Ableger, der offenbar Leute meines Alters gerichtet ist. Wie auch immer. Beim Lesen der Artikel fällt mir doch auf, wie herrlich sarkastisch die deutsche Sprache sein kann. Und das besser als alle Sprachen der Welt!
Seien wir doch ehrlich. So herrlich ätzend kommt doch sonst keine Sprache daher. Beim Wort "Warze" kann man sich die Mißbildung geradezu bildlich vorstellen. Das englische Gegenstück "wart" klingt ja dagegen ja schon fast wie eine Belohnung - schließlich ist der Grammy ja auch ein "A-ward". In keiner Sprache kann man befriedigender jemanden beschimpfen und beleidigen als im Deutschen. Der Klang des Wortes A****loch ist wesentlich energiegeladener als A**hole.

Vor allem offenbart die deutsche Sprache eine gerade kunstvolle Subtilität und Kreativität, wenn es um Sarkasmen geht, die ihresgleichen suchen. Man sagt ja so gerne von den Deutschen, dass sie ja so unerträglich direkt sind. In sarkastischen Momenten ist das genau umgekehrt. Der Deutsche ist ganz goethe in spitzfindigen Bemerkungen und Anekdoten, der Angelsachse geht schon zur plumper Beleidigung über (kann man schön in amerikanischen Kinofilmen vorexerziert bekommen).

Sprachen sind universell, dennoch glaube ich, dass sie eigene Mentalitäten haben. Im Französischen klingt jede ach so niederträchtige Beleidigung wie eine Poesie, während eine deutsche Liebeserklärung sich anhört wie eine Verlautbarung vom Gerichtsvollzieher. Italienisch klingt, wie ein englischer Freund mir mal beschrieb, wie eine gesprochene Einladung zum Sex, während Spanisch für mich klingt wie eine Aufforderung zur Schlägerei.

Deutsch ist die auserwählte Lästersprache Gottes; sicherlich hat er deutsch gesprochen als er sich über Sodom und Gomorra ausließ. Und bei der Sintflut sind sie alle eher 'ersoffen' als bloß 'drowned'.....

10 September 2006

Weinernte


Wer es noch nicht weiß: Wir haben im Garten eine üppige Weinstaude. Im Sommer spendet sie Schatten und irgendwann gibt es eine Menge Laub zu schaufeln - da mag ich gar nicht daran denken. Aber diese Staude produziert auch richtige genießbare Trauben. Über den Sommer konnte man beobachten, wie aus eher unscheinbar grüne Blüten sich kleine grüne Beerchen wurden. Weiße Trauben dachten wir - Fehlanzeige. Zunächst kam ein leichter rosaner Schimmer. Am Ende war die Wand und die Ballustrade voller dunkelblauer Trauben.

Heute war es höchste Zeit die Trauben zu ernten, nachdem die Amseln sich daran schon verköstigt haben. Wein zu ernten ist ja eine Sache. Das hatte ich schon 1988 im Loiretal am eigenen Leib erfahren. Trauben von einer Ballustrade oder vom Küchendach zu pflücken ist eine andere. So stand ich zwei-drei Stunden in luftiger Höhe auf einer Leiter und versuchte im dichten Laub diese verflixten Reben abzupflücken. Da sie ja schon so reif sind, fielen mir immer wieder Trauben runter. So war die Terasse mit matschigen Trauben gesät...


(Hier sah mein T-Shirt noch weiß aus... aber nicht mehr lange)

Dean hat auch netterweise geholfen.



Lohn der Mühe: Vier volle Körbe Trauben, zerschundene Unterarme, überall Ästchen und Blattreste.
Aber der gewonnene Traubensaft schmeckt wirklich wuchtig gut! Dieses Jahr können wir wohl noch keinen Wein produzieren, da wir noch völlig unvorbereitet sind und nicht die erforderlichen Gerate haben

Aber nächstes Jahr bestimmt....

01 September 2006

Plastiktüten


Großbritannien ist das Land der Plastiktüten. Briten werden in Plastiktüten geboren und darin auch wieder beerdigt.Ob zur Schule, zur Arbeit, auf Reisen, alles wird in Tüten transportiert. Natürlich neue. Großbritannien produziert mehr Plastiktüten als australische Kaninchen sich vermehren können. Würde man alle existierenden britischen Tüten miteinander verknoten, könnte man wohl locker eine Bahn bis zum Jupiter spannen. Und wenn die Tüten mal gebraucht sind schwirren Sie in der Gegend herum. In einer Straße schwirren wohl mehr herrenlose Plastiktüten herum als Fliegen.

Allmählich scheinen sich die Briten zu besinnen, dass es mit der Tüterei wohl nicht unendlich gehen kann und versuchen, dem entgegenzusteuern. Wer aber nun die gute alte Jutetsche erwartet, der hat sich aber gründlich getäuscht! Wahrscheinlich hat man mich mit meinem Füllhorn-beutel angeschaut als käme ich vom Pluto (welches ja jetzt nicht mehr zu den Planeten gehört, aber das ist ein anderes Thema). Körbe sind ebenfalls Phantasiewesen. Da Müllvermeidung so nicht Sache der Briten ist (da haben sie ja auch kein Wort für), wollen sie nun wenigstens recyclen. Oh moment, Ausnahme wäre Marks&Spencer, die ordentliche Tragetschen verkaufen. Ansonsten hat Co-op die Recycling-Welle angestoßen sowie die Poly-ethylen-Tüte eingeführt (was in Deutschland schon längst Gebe ist). Bei Lidl muss man wie in Deutschland auch für jede Tüte zahlen (wirkt), Sainsbury's will's auch machen. Doch was Tesco macht, schießt den Vogel ab - ist aber nur 'ne Taube. Für jede wiederverwendete Tüte bescheinigt sie dem Kunden, der über eine Clubcard verfügt (etwa 10%), einen extra Treuepunkt. Mit tausend Punkten bekommt man eine Dose Bier umsonst. Da hat Tesco den Kunden einen mordsmäßigen Motivationsschub verpasst. Wie eh und je sieht man Tesco-Kunden mit diesen weißen, sich nicht mehr abbauenden weißen Ungeheuern herumwatscheln. Seien wir mal ehrlich: Wer will schon an der Kasse dem/der Kassierer(in) eine knitterige angeblichene Tüte vor die Nase halten? Diese haben zwar coole Kampagnen-TShirts an, können diese aber offensichtlich nicht lesen, denn sie greifen weiter munter zum PVC, aber nicht zu knapp, denn Socken kommen mit Jacket Potato nicht in die (gemeinsame) Tüte. Unterbricht man sie mit "I don't need a bag", reagieren sie verstört, als hätte man einem Glatzen einen Kamm geschenkt. Doch sie fangen sich, die Chaps, und beglücken mich mit dem kostbaren Treuepunkt (ich freue mich auf mein Bier in fünf Jahren). Man kann ihnen kein Vorwurf machen, denn sie haben schon eine Hand an der Tüte, wenn Sie die andere nach dem Geld ausstrecken.

Wie hat einst ein Häuptling so schön ausgedrückt: Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist, werden die Briten feststellen, dass man Plastiktüten nicht essen kann....